Silkes Schreibwerkstatt

Texte aus Silkes Schreibwerkstatt findest du hier.

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Im folgenden drei Beschreibungen von Silkes Schreibwerkstatt aus der Sicht von Silke, Ulrich und Jutta.

Die Schreibwerkstatt      (24.05.2020)

Mir als „Leiterin“ war es immer wichtig, das Schreiben an sich in den Fokus zu stellen und den Inneren Kritiker draußen vor der Tür stehen zu lassen. Nichts bremst meiner Erfahrung nach Kreativität so sehr aus, wie diese innere Stimme, die alles schlecht macht und klein redet. Höchstens noch der literarische Anspruch. 

Niemals würde ich eine „Literarische Schreibwerkstatt“ anbieten, weil ich glaube, dass sich viele Menschen dann gar nicht angesprochen fühlen und weil es die Schreiber unter Druck setzt. Nicht jeder Text muss literarisch sein, kann aber trotzdem etwas im Leser auslösen. Und auch eine nicht literarisch gemeinte Aufgabe kann durchaus zu einem oder mehreren kleinen Stücken Literatur führen. Wohlgemerkt: kann, muss aber nicht. 

Bei jedem Treffen schreiben wir zu mehreren unterschiedlichen Aufgaben. Auch eine Hausaufgabe wird jedes Mal angeboten. Die Annahme dieses Angebots fällt unterschiedlich aus. 

Auch wenn man nach längerer Zeit des gemeinsamen Schreibens ein Gefühl dafür bekommt, welcher Text von wem stammt, ist es immer wieder überraschend, welche Bandbreite sich da entwickelt.

Schreiben ist einfach eine wunderbare Möglichkeit des kreativen Selbstausdrucks!

Silke

Silkes Schreibwerkstatt

Wer hat Hausaufgaben gemacht? Ja, es gibt Hausaufgaben. Zwischen den Treffen. Silke gibt sie auf. „Glücksgewinn“ oder „Klassentreffen“ z.B. Wer sie gemacht hat, liest vor. Jedesmal überraschend. Ein Thema, sechs Menschen, sechs ganz unterschiedliche Geschichten. Aber bevor es zum Vorlesen der Hausaufgaben kommt, wird meistens einfach nur gequatscht, Kaffee getrunken und von den Leckereien probiert, die auf dem Tisch stehen. Gestärkt und beflügelt durch die Geschichten geht es an die Arbeit. Silke hat Aufgaben vorbereitet. Schreibaufgaben der unterschiedlichsten Art. Geschichten erfinden, in denen ganz bestimmte, vorher gesammelte Wörter vorkommen. Oder zu einer Überschrift eine Geschichte schreiben. Zu Bildern assoziieren. Manchmal auch Texte abwechselnd schreiben. Jede schreibt einen Satz und gibt weiter an die Nachbarin. Die setzt fort, dann wieder weitergeben. So entstehen bei jedem Treffen verrückte, spannende, nachdenkliche, philosophische, romantische, grausame Texte. Kritisiert wird nie. Manchmal eine Verbesserung vorgeschlagen.

Wer trifft sich da? Die meisten kennen sich schon lange. Die meisten sind Frauen. Ich bin der einzige Mann in dieser Runde. Die wenigen Versuche, den männlichen Anteil zu vergrößern, sind gescheitert. Ich bin auch der einzige, der konsequent WhatsApp verweigert und möglichst mit dem Rad anreist. Die Ambitionen und Motive sind unterschiedlich. Gerne schreiben, gerne treffen, dazu lernen, vielleicht mal ein Buch veröffentlichen. Meine Motivation? Ich kenn beides, Texte einfach runterschreiben und mit Texten gar nicht weiterkommen. Nicht anfangen können. Meistens sind es bei mir eher sachliche Texte. Aufklärung für die Welt. Selten das Abtauchen in Fantasiewelten. Früher mal, ab und zu ein Gedicht. Und ich mag Kreativtechniken. Egal ob Mindmaps oder andere. So habe ich die Hoffnung, durch regelmässiges „Schreiben müssen“ und üben besser Schreiben zu lernen.   

Manchmal flammt bei unseren Treffen die Idee auf, wir könnten doch unsere besten Texte veröffentlichen. Einmal wurden Kostproben zu einem Geburtstagsgeschenk verarbeitet. Dann kam Corona. Und die regelmässigen Treffen fielen aus. Wir haben dann einfach in ein Pad geschrieben. Tägliche Einträge. Corona-Gedanken. Links zu Artikeln, die sich mit Corona beschäftigen. Veränderungen. Lustiges. Sorgen. Vergnügliche mitternächtliche Schreibbegegnungen. Und natürlich wieder Aufagben, die jede*r stellen und wer wollte, bearbeiten konnte. Geschichten von Tigern, Gedanken über die Zeit oder über das, was ich schon war und was ich noch werden will. Hier wurden Geheimnisse offenbart. Mehr, als bei den realen Treffen. Wir haben aber auch einen Teil der  Schreibgruppe verloren. Zumindest für dieses elektronische Vergnügen im Pad. Die Gründe sind unklar. Mir zumindest. In dieser Zeit des Schreibens im Pad wurde auch der Wunsch wieder wach, Juttas Blog zu nutzen. Der lag seit Jahren brach. Und könnte ein Forum werden für die Gedanken und Texte, die in Silkes Schreibwerkstatt entstehen. Wir haben angefangen, den Blog zu entwerfen, zu gestalten und  zu füllen.

Nun kann die Welt uns lesen, uns folgen und bewundern. Oder auch – ignorieren …  🙂

Ulrich

Die Schreibwerkstatt

Ich darf mitmachen! Seitdem ist meine Stimmung wirklich besser. Seit fast drei Jahren jetzt. Ich bin zuletzt aufgenommen worden. Die anderen machen das schon seit 30 Jahren zusammen. Sie brauchen fast nichts mehr zu schreiben weil sie einander so gut kennen. Wortlos beinah. Ich muss noch schreiben, aber ich finde das fabelhaft. Diese spielerischen Einladungen heilen meinen mentalen Energiestau. Klar, manchmal stehe ich wie eine alte Kuh vorm Berg, aber oft ist es doch so, dass sich die restlichen dünnen Verknüpfungen zwischen Stammhirn, Frontallappen und Sprachzentrum aktivieren lassen. Für mich ist es ein Trauerspiel, dass ich so spät damit anfange, ich bin irgendwie zurück geblieben, aber es ging nicht anders.

Die alten Häsinnen, jünger als ich,  kochen Kaffee und Tee, bieten Süßes und Salziges an, reihum bei sich im Wintergarten oder in der Volière. Silke hat die Leitung, eine zarte, geduldige, verlässliche und aufmerksame Direktorin, der es zu meiner Freude nicht immer gelingt bedeutsame Themen auszulassen. Oder sind das wir, die es so oder so wenden? Jedenfalls können wir reinhauen wenn wir mit dem Schwätzen aufhören, was nicht immer ganz einfach ist.

Jutta

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